Multilinguismus

Forschungsprojekt

Frühkindlicher Trilinguismus

(Projektnummer: 232285006)

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Trilinguismus...

... ist das überhaupt möglich?

Die wenigen existierenden Studien zum simultanen Erwerb dreier Muttersprachen legen nahe, dass dieser erfolgreich sein kann, auch wenn bis heute große Bedenken gegenüber dieser Form der Mehrsprachigkeit in der Gesellschaft existieren. Eine systematische Untersuchung vornehmlich am Sprachentrio Deutsch - Französisch - Spanisch wird das o. g. Forschungsergebnis stützen, aber auch die Umstände spezifizieren können, welche sich positiv auf den frühkindlichen Trilinguismus auswirken

... und seine positiven Effekte:

Im geplanten Projekt soll erstens für die Sprachkonstellation, welche sich bei bilingualen Kindern positiv auswirkt, gezeigt werden, dass eine Leistungssteigerung ebenso bei trilingualen Kindern erzielt werden kann, obwohl diese drei Sprachen gleichzeitig erwerben. Bei einer solchen profitablen Sprachkonstellation sollten trilinguale Kinder in grammatischen Bereichen genauso gut wie bilinguale und sogar besser als monolinguale Kinder abschneiden.
 

Zweitens soll das Projekt zeigen, dass eine nicht profitable Sprachkonstellation, welche im frühkindlichen Bilinguismus Nachteile birgt, im frühkindlichen Trilinguismus in eine profitable Konstellation verwandelt werden kann, indem die dritte Sprache bestimmte linguistische Eigenschaften aufweist. Trilinguale Kinder erwerben unter diesen Umständen bestimmte grammatische Bereiche besser als bilinguale Kinder, obwohl erstere drei Sprachen gleichzeitig erwerben. Der Leitgedanke bei dem geplanten Projekt ist, dass eine Sprache durch die ausnahmslose Bereitstellung einer komplexen Derivation eher als Steigbügel denn als Stolperstein fungiert.

Das Forschungsprojekt zum Trilinguismus soll dazu beitragen,
die in der Gesellschaft bis heute existierenden Vorurteile gegenüber der frühkindlichen Mehrsprachigkeit abzubauen.

Zusammenfassung der Ergebnisse

Kinder, die mit mehr als zwei Sprachen in der Kombination Deutsch - Französisch - Spanisch aufwachsen, beherrschen die im Projekt untersuchten grammatischen Bereiche genauso gut wie bilinguale und teilweise besser als die in der Literatur untersuchten monolingualen Kinder. Die ausgewogene Mehrsprachigkeit ist keine Ausnahme bei Kindern, die mit mehr als zwei Sprachen aufwachsen. Dieses Ergebnis steht im Kontrast zu jüngeren Forschungen im frühkindlichen Trilinguismus, die von mindestens einer schwachen Sprache im trilingualen Kind ausgehen. Die Wortschatzkompetenz ist unabhängig von der Sprachbalanciertheit; sie wirkt sich sprachspezifisch aus. Mit anderen Worten benötigen mehrsprachige Kinder, die Französisch bzw. Deutsch erwerben, mehr Input, also mehr Zeit, einen mit monolingualen Kindern vergleichbaren Wortschatz zu entwickeln als Kinder, die Spanisch oder Katalanisch erwerben. Dieses Ergebnis zeigt sich unabhängig vom Geburtsland (einsprachige vs bilinguale Gesellschaft), der Anzahl der zu erwerbenden L1n und der Spachkombination. Die Förderung der Mehrsprachigkeit sollte nicht allein in der mehrsprachigen Einrichtung erfolgen; vielmehr kommt der Familie eine entscheidende Rolle zu. Wird die Minderheitensprache zu Hause unterstützt, so folgt eine Kompetenzsteigerung im mehrsprachigen Kind. Auch die Sprachmischungen bzw. die Sprachwahl stehen nicht im Zusammenhang mit der Sprachbalanciertheit im mehrsprachigen Individuum.

Sowohl balancierte als auch unbalancierte Kinder mischen ihre Sprachen. Für die Sprachmischungen ist die Mehrsprachigkeit bzw. Einsprachigkeit der Umgebung ausschlaggebend. In mehrsprachigen Umgebungen, wie beispielsweise auf Palma de Mallorca (Spanien), mischen mehrsprachige Kinder mehr als in einsprachiger Umgebung. Die linguistische Beschreibung einiger grammatischer Bereiche, wie der Adjektivstellung in den romanischen Sprachen - insbesondere im Spanischen - und der Kopulaselektion im Katalanischen, muss in zukünftigen Forschungsarbeiten mehr Raum haben. Die Testung von Kindern mit mehr als zwei Sprachen stellt in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung dar. Sie ist zeitintensiv und erfordert Testmethoden, die Gewöhnungseffekte ausschließen und die Vergleichbarkeit der Sprachen sicherstellen. Insgesamt zeigen die Einzelergebnisse, dass der frühkindliche Trilinguismus nicht nur als Sprachkompetenzerweiterung, sondern auch, in Abhängigkeit vom grammatischen Phänomen, als Sprachkompetenzsteigerung fungieren kann.

Die Ergebnisse wurden zudem in dem folgenden Werk veröffentlicht: 

Arnaus Gil, Laia, Natascha Müller, Marina Hüppop, Meike Poeste, Elena Scalise, Nadine Sette, Abira Sivakumar, Mabel Tirado Espinosa & Katharina S. Zimmermann: Frühkindlicher Trilinguismus. Eine Einführung mit den Sprachen Deutsch, Französisch, Katalanisch, Spanisch. 2019 (=Narr Studienbücher), Tübingen: Narr, 215 Seiten.

Hier finden Sie den Link dazu!

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